Mittwoch, 21. Mai 2008

XP olé olé

Letztes Mal habe ich von Spread Marketing berichtet. Dieser Eintrag hat einen sehr entfernten Zusammenhang damti. Dieser liegt darin, dass ich mich in den vergangenen Wochen intensiv mit der neuen Generation UMPC (Ultra Mobile PC) oder auch Netbooks wie ASUS 700, 900, MSI Wind, HP 2133 und wie sie alle heissen beschäftigt habe. Vor lauter Blog lesen hatte ich dann gar keine Zeit mehr einen solchen zu schreiben.

Dabei ist mir etwas sehr interessantes aufgefallen. Asus hat mit ihrem ersten Modell, dem ASUS 700 einen Coup gelandet. Mit von der Partie war das Betriebssystem Linux, welches standardmässig auf den Rechnern installiert war. Eine Version mit einem Windows Betriebssystem gab es nicht. Kein Wunder, wenn Vista 2GB Ram braucht und schnell mal 10GB Harddisk belegt.

Findige Computeranwender haben sich jedoch dazu entschlossen, trotzdem Windows auf ihren UMPCs laufen zu lassen. Sei es aus Interesse am Basteln, sei es, weil sie lieber eine vertraute Oberfläche haben. Mit einem Tool kann die Grösse der Installation dermassen reduzieren, dass sogar auf dem ASUS 700 nach der Installation noch gut die Hälfte des 4GB Speichers frei war.

Urplötzlich hat dann Microsoft angekündigt, Windows XP jetzt doch noch länger zu unterstützen, nämlich bis 2011. Doch ganz so ursplötzlich und selbstlos war dieser Schritt sicherlich nicht. Microsoft, sonst bekannt für ihr schnelles ausschauben von Betriebssystemen aus den Vertriebskanälen, hatte nämlich erkannt, dass ein Vista Betriebssystem auf den günstigen UMPCs keine Chance hatte. Zuviel Speicher und Prozessorleistung benötigt das System, um auf den ehrer leistungsschwachen, kleinen Computer sinnvolle Dienste zu erledigen.

Die Hersteller, ASUS als Pionier allen voran, griffen also auf ein weniger anspruchsvolles System, Linux, zurück. Das hat der Verbreitung von Linux einen grossen Sprung nach vorn beschert und Microsoft in arge nöte versetzt. Jeder der sich über seine kleinen Begleiter an Linux gewöhnt, ist ein potentiell verlorener Kunde von Mircosoft. Der urpötzlich angekündigte Support ist also ein cleverer Schachzug, um der Verbreitung von Linux einhalt zu gebieten. Und es scheint zu funktionieren. Die Anbieter bieten unterdessen beide Betriebssysteme auf ihren Computer an.

Bleibender Vorteil von Linux ist jedoch, dass es weniger Platz raubt, schneller ist und keine Lizenzgebühren anfallen. Und mal ehrlich. Sich langsam mit diesem Pinguin (gemeint ist das Logo von Linux) ein wenig vertraut zu machen ist sicher keine schlechte Idee...

Mittwoch, 9. April 2008

Spread Marketing mittels Mavens

Nach all dem Milliardentrübsal mal etwas ganz anderes. Nokia hat ihr Touchscreen Handy "Tube" vorgestellt. Wobei "vorgestellt" wohl etwas weit gegriffen ist. Auf jedenfall sind erste Fotos erschienen, die das tastenloste Telefon zeigen. Hat nix mit Marketing zu tun, könnte man meinen. Stimmt nicht ganz. Es scheint schon zur Strategie der Technologiekonzerne geworden zu sein, immer Mal wieder spärliche Informationen zu einem lange erwarteten Produkt zu verstreuen, um die die Gerüchteküche anzuheizen.

Dies kann durchaus unfreiwillig geschehen, wie uns das zumindest Apple glaubhaft macht. Alle Produkte werden dort äusserst geheim gehalten. Wohl damit Mr. Jobs sie dann mit grossem Tamtam vorstellen kann und ihm seine Jünger wiedereinmal zu Boden liegen. Auf jedenfall geht Apple so weit, dass sie eine der führenden Gerüchteplattformen schliessen liessen (per Gericht natürlich) um diesen Gerüchten Einhalt zu bieten. Für mich immer noch unverständlich, könnten sie sich doch diese "Gerüchtegier" zum Instrument machen und einigen Bloggern gezielt Informationen zur Verfügung stellen.

Genau diese so genannten "Mavens" macht sich Nokia hingegen zu Nutze, sind sie doch wichtige Markenbotschafter und Schnittstelle zwischen Firma und Gesellschaft. Für Nokia ist einer dieser Mavens der Blogger von Symbian-Freek. Er selbs schreibt zwar in seinem Blog, er wisse nicht genau, ob Nokia die Information absichtlich oder unabslichtlich an der Developer Relations Conference verbreitet hat. Aus Marketingtechnischer sicht war es jedoch wohl eher absichtlich.

Denn diese Mavens sind wichtige Markenbotschafter, stehen sie doch an der Schnittstelle zwischen Unternehmung und Gesellschaft. Schreibt nun also ein Blogger über das Tube, so wird er von anderen Blogs wiederum zitiert und so verbreitet sich die Nachricht bis sie es schliesslich in die Printmedien schafft. Nun sind urplötzlich unzählige Leute über das neue Nokia Tube informiert, ohne dass Nokia auch nur ein Cent für Werbung ausgegeben hat.

Diese Art von Marketing, nennen wir es "Spread-Marketing", ist für die Marketingabteilungen auch andersweitig interessant. Je nach dem wie schnell und wohin sich eine Nachricht verbreitet kann man daraus ablesen, wie bereit die Konsumenten für ein Produkt sind, oder eben nicht. Zudem kann es auch gut sein, dass einige Nokia-Jünger aufgrund der News kein überteuertes iPhone kaufen werden und stattdessen ein nicht providergebundenes Nokia kaufen werden.

Für Spread-Marketing braucht es also 1. ein interessantes Produkt, welches 2. eine hohe Alltagsverwendungsquote aufweisst und 3. schon längere Zeit erwartet wird. 4. ist natürlich ein Maven nötig, welcher einen respektierten Blog schreibt und bereits Erfahrungen mit dem Produkt hat.

Die Risiken sind hingegen sehr überschaubar. Eizelne Details preiszugeben macht das neue Produkt noch nicht gleich kopierbar, wie man das auch beim iPhone gesehen hat. Die richtige Konkurrenz hatte einige Zeit, bis sie auch Produkte mit Touchscreen anbieten konnten. Einzig die Produktkopierer waren sehr schnell. Angesichts dieser Geschwindigkeit muss man sich höchstens fragen, wieso Nokia so lange hatte, um auch ein Touchscreen-Phone einzuführen, aber das ist eine andere Geschichte. Und jetzt: Go and spread...

Dienstag, 1. April 2008

Einmal Subprime, mit Zwiebeln, Abschreibung und scharf, bitte.

Im Februar habe ich bereits unter "Ubs, wo bleibt denn unser Image" über den Imageverlust der UBS und den drohenden Konsequenzen geschrieben. Heute überschlugen sich dann die Schlagzeilen. Weitere 19 Milliarden Abschreibungen bei der UBS wegen den Subprime-Hypotheken und Ospel, welcher endlich den Hut nimmt.

Erstere Botschaft hat mich irgendwie nicht sonderlich überrascht (ausser vielleicht, dass die UBS die einzige Bank ist, welche so grosse Verlsute hinnehmen musste) letztere jedoch schon ein bisschen. Hatte er nicht erst im Februar beteuert, er wolle noch ein Jahr bleiben um die Bank aus dem Schlamassel zu befreien?

Doch dann ging mir ein Licht auf. Imagetechnisch hat die UBS diesmal alles richtig gemacht. Wenn ein VRP schon ein angeschlagenes Image hat und noch weitere Abschreiber drohen, sollte man ihn noch behalten. Denn hätte Ospel bereits im Februar den Hut genommen, wären die 19 Milliarden Abschreibungen sozusagen das Geschenk an den neuen VRP gewesen und hätten dessen Reputation gleich ordentlich in den Dreck gezogen. So aber bleibt der Dreck bei Ospel hängen, der neue kann eine gesäuberte Bank übernehmen und wieder bei Null beginnen.

Natürlich besteht die Chance, dass noch weitere Abschreiber auftauchen, sie stehen jedoch eher gering. Es liegt ein klassischer Fall von "big bath accounting" vor, so nach dem Motto: "Eine grosse Hyobsbotschaft ist besser als 3 kleine." Die Börse hats gedankt und der UBS ein Höhenflug beschehrt. Wir werden sehen, obs ausreicht.

Montag, 17. März 2008

Wenn die Musi spielt

Wäre die Suisa eine Firma, wäre sie wohl schon längst bankrott. So viele negative Schlagzeilen kann ich wohl nur der Cablecom nachsagen (die wäre bankrott, hätte sie nicht vielerorts ein Quasimonopol). Da verlangt die Suise Gebühren von "Guggen" wenn sie an der Fasnacht Urheberrecht geschützte Musik aufspielen. Flashspeicher, Harddisks und CD-Rohlinge sind mit unterschiedlichen und bei ersteren exorbitanten Summen von Urheberrechtsabgaben belastet. An einer Neuverhandlung vor Ablauf des bestehenden Vertrags ist die Suisa natürlich nicht interessiert. Welch eine Überraschung!

Und jetzt kommt auch noch aus, dass der korrekte Bürger eigentlich bei jedem Mal Fernseh schauen mit den Nachbarn 26 Franken Gebühren zahlen müsste. Da fehlen mir die Worte. Ach so, ja, nicht nur mit den Nachbarn, sondern auch mit Freunden. Sobald es nicht Familie oder die engsten Freunde sind (hm, wer definiert hier?) sollten dann bei der Suisa die Kassen klingeln. Nimmt man 3'100'000 Haushalte in der Schweiz und nimmt mal kleinlicherweise ein sechstel davon, welche an Fussball interessiert sind und sagt dann, dass jeweils ein Nachbar zum anderen geht, dann sind dies 125'000 Haushalte zu 26 Franken, macht das 3.25 Mio Gebühreneinnahmen, pro Tag!!!

Aber ich bin mir sicher, da wäre noch mehr zu holen. Wieso nicht während der EM bei jedem der in die Schweiz einreisen will, gleich mal 50 Franken kassieren? Schliesslich kann dieser ja, ohne sonst zu zahlen, von der Übertragung profitieren. Und tolle Erinnerungen hat er auch noch. Wieso nicht auf diesen auch noch Urheberrechtsabgaben erheben? Und wehe er erzählt seinen Freunden zuhause vom Tor in der 12. Minute. Da sollte er auch noch zahlen. Und die Fans, welche betrunken wie Baschi "Chum bring en hei" singen (darf ich das schreiben oder kostet das Gebühren?), die könnte man auch noch zur Kasse bitten. Ich bin schon ein wenig enttäuscht, wie wenig die Suisa aus ihren Möglichkeiten macht.

Hauptsache die Kasse klingelt mit immer verschroberen Gebühren. Und genau diese werden dann wieder verwendet, um in Prozessen von einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern Millionen an Strafen für illegal heruntergeladene Musik zu erklagen. Da habe ich echt keine Lust mehr, auch nur einen Rappen dazu beizutragen. Mangels alternativen zur Suisa bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als den Musikkonsum möglichst einzuschränken. Und dahinter sieht die Suisa dann wieder die Piraterie als schuldige. Es wäre höchste Zeit, dass sie einmal ihre Denkmuster überdenkt und ihre Fehler eingesteht.

Natürlich wird die Gebühr nur erhoben, wenn man so blöd ist, und sich bei der Suisa meldet. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sie bald eine eigene Polizei engagieren würde, welche möglichen Verletzungen nachgeht und die Gebühren eintreibt...

Montag, 18. Februar 2008

Blutet der Fisch, kommen die Haie

"In unsicheren Zeiten weisen Werte den Weg." steht in grossen Buchstaben auf der linken Seite im Wirtschaftsbund der NZZ. Wo bis vor kurzem noch die UBS für Kick-in Goal Wertpapiere Werbung machte, steht plötzlich das Inserat von Pictet & Cie.

Hier habe ich im Februar bereits erwähnt, was passiert, wenn eine Privatbank am kränkeln ist, wobei die UBS genau gesehen keine Privatbank und zweitens nicht am kränkeln, sondern schon ziemlich am husten ist. Diesen Braten hat die grösste, echte Privatbank der Schweiz nun gerochen.

Ich muss zugeben, die Werbung ist simpel und genial. Nur der Text und ein schwarz-weiss Bild, welches nervöse Broker beim Handel zeigt. Und dann dieses Wort "Werte". Super. Denn jeder der sich einmal mit Privatbanken beschäftigt hat - sei dies im Studium, oder weil das Geld sich zu üppig angehäuft hat - weiss, dass echte Privatbanken wie Pictet eine Haftung der Gesellschafter mit dem Privatvermögen vorsehen. Dementsprechend gehen solche Banken auch nicht ein Risiko wie UBS und Co. ein.

Diese Werte haben also dafür gesorgt, dass Pictet nicht in die Immobilienkrise herein gezogen wurde und dementsprechend jetzt damit Werbung machen darf. So wird der kleine Fisch plötzlich zum Hai, welcher sich am Blut des, obwohl viel grösseren, verletzten Fisch laben kann.

Chance erkannt, zugebissen, en guete.

Dienstag, 12. Februar 2008

Der saure Apfel

Da hat wohl jemand genüsslich zugebissen, vor über dreissig Jahren als Apple Computer entstand. Kaum verwunderlich, war doch Apple immer ein Vorreiter, z.B. bei der Einführung einer graphischen Oberfläche oder der Maus. Kaum zu glauben also, dass sich die Macs nicht als Standard durchsetzten konnten und stattdessen DOS und später Windows die Herrschaft über die Computerwelt übernahm.

Vielleicht lag es daran, dass dazumals eine falsche Strategie gefahren wurde. Die viel billigeren IBM PC kompatiblen Geräte setzten sich gegenüber den viel teureren, wenn auch etwas ausgereifteren Modellen durch.

In den 90er Jahren dann kam es zur grossen Krise als Windows und Intel, auch Wintel genannt, sich durchsetzen, teilweise aufgrund des tieferen Preises, teilweise aufgrund der Vielzahl von Peripheriegeräten und Programmen. Versäumte Deadlines und Flops zerstörten Apples Image komplett und Apple wusse sich nur noch mit Klagen gegen Microsoft wegen Urherberrechtsverletzungen zu helfen, welche schlussendlich ins Leere führten. (Quelle)

Dann, im Schlepptau des iPods kam schlussendlich die grosse Renaissance. Apple kehrte zu seinen innovativen Anfängen zurück und löste sich spätestens seit dem Einbau von Intel CPUs von ihrem Inkompatibilitätspfad. iTunes wurde für Windows bereitgestellt und somit konnten auch Windows user sich einen iPod kaufen. Apple stellte sogar ein eigenes Softwarepaket names Bootcamp zur Verfügung, damit Windows auf den Apple-Rechnern installiert werden konnte.

Doch seit der Einführung des iPhone scheint die Zeit der Offenheit wieder vorbei zu sein. Nur einen exklusiven Anbieter pro Land, Softwareupdates, welche geknackte iPhones unbrauchbar machen, schwache Batterien die man nicht selber wechseln kann, überhöhte Preise (trotz der sehr frühen Preissenkung um 200 USD) und ein Handy-Betriebssystem, auf welchem man keine zusätzliche Software installieren kann und die über eine Klage abgestellte Gerüchteplattform "Think Secret" geben einen fahlen Nachgeschmack.

Kehrt Apple bald zu proprietären, eigennützigen und schlussendlich sich selber schadenden Geschäftsalltag in den neunziger Jahren zurück? Hat der Erfolg Apple arogant gemacht? Es ist zu hoffen, dass sich Apple eines besseren besinnt und weiterhin ein innovatives Unternehmen bleibt, welches die Convergenz von Windows und Apple sowie von Mobiltelefon, MP3 Player und PDA vorantreibt und nicht wieder blockiert.

Wie immer es auch weitergehen wird, Apple muss wissen, dass die Konkurrenz nicht schläft und dass die Konsumentenstimmung auch wieder umschlagen kann, wenn die Leute dann in den sauren Apfel beissen müssen.

Montag, 4. Februar 2008

Die Konsumblase

Im Schatten der Immobilienkrise könnte sich noch etwas viel Grösseres anbahnen, als die paar Milliarden Abschreibungen. Denn mit der schwächelnden US Wirtschaft droht die Konsumblase zu Platzen, welche über den USA schwebt. Konsumblase?

Nun, in der USA sind, wie im heute vom 4. Februar zu lesen war, 2500 Milliarden Franken an Konsumkrediten ausstehend. Davon 1000 Milliarden Franken alleine Kredikartenschulden. Der Konsum, welcher ein wichtiger Motor der US Wirtschaft ist, ist also nur auf Pump gebaut. Können nun die Konsumenten aufgrund schlechter Beschäftigungszahlen ihre Kredite nicht mehr bezahlen, schreiben nicht nur die Banken fett Geld ab, sondern wird auch nicht mehr neues konsumiert.

Wie wenn man bei einem Kartenhaus eine Karte in der Mitte wegzieht, fällt das ganze Gebilde, und somit die US-Wirtschaft in sich zusammen. Kein Konsum bedeutet weniger Arbeit, bedeutet weniger Arbeitsplätze, bedeutet weniger Konsum usw.

Dass die Sache nicht auf Dauer so weitergehen konnte war wohl allen klar, aber solange sich damit gutes Geld verdienen lässt... Und das Steuerpakt, welches zur Zeit als Wirtschaftsankurbler in den USA diskutiert wird und den Haushalten Entlastung bringen soll verblasst bei den Schulden von 12'000 USD pro Haushalt.

Was hat dies mit Marken und Marketing zu tun? Nun, wenn kein Geld mehr für Marken wie Gucci und Prada übrig bleibt, wird wohl oder übel ein gewisser kühler Wind in Italien - und anderorts - wehen. Und ist Marketing vielleicht nicht ein wenig Mitschuld, wenn eine ganze Nation im Konsumrausch auf Pump versinkt? Bleibt nur zu hoffen, dass die Luft langsam aus der Blase kommt und es nicht "plopp" macht.

Sonntag, 3. Februar 2008

Ubs, wo bleibt denn unser Image?

21 Milliarden Schweizer Franken. Das sind fast 3000 Schweizer Franken pro in der Schweiz lebende Person. Das sind 3 Franken pro in der Welt lebende Person und mehr als ein Drittel des Vermögen von Bill Gates (48Mrd. USD). Oder auch drei Milliarden mehr, als die Neat kosten wird. Diese Menge Geld hat die UBS aufgrund der Subprime-Krise letztes Jahr abschreiben müssen, und es könnten auch noch mehr werden.

Schlussendlich hat die UBS also die US Konsumwirtschaft mit 21 Milliarden Franken unterstützt. Nicht schlecht. Das sind immernoch ca. 70 CHF pro Amerikaner. Doch das soll hier nicht Thema sein.

Viel wichtiger und natürlich nicht bezifferbar ist der Imageschaden, welcher das Bankeninstitut davon trägt. Obwohl das Geld im Investmentbanking in den Sand gesetzt wurde ist die UBS doch die weltgrösste Privatbank mit 1962 Mrd. CHF Asset under Management Ende 2006(AuM). Werden auch nur 1% dieser Gelder abgezogen, sind das 19.6 Mrd. CHF, welche die UBS nicht mehr verwalten kann und somit auch keine entsprechenden Erträge mehr abwerfen.

Gerade in einem Bereich wie Private Banking, wo andere Privatbanken geradezu auf Imageschwächen lauern, um Kunden abzuwerben kann ein Imageschaden wie dieser erhebliche Folgen haben.

Man sollte meinen, es wäre Sinnvoll, in einer solchen Situation (die UBS schriebt zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Verlust) eine entsprechende immageförderne Werbekampagne zu starten. Bisher war davon jedoch nichts zu sehen. Stattdessen machen Schlagzeilen von dicken Bonis die Runde. Wunderbar. Diese zu erklären (das wäre relativ einfach, schliesslich sind nicht alle Mitarbeiter an den Milliardenabschreibungen schuld und haben je nach dem in ihrer Sparte fette Gewinne erarbeitet) wird jedoch unterlassen.

So oder so ist die Kommunkation der grössten Schweizer Bank alles andere als Vorbildlich. Die Bank kann nur hoffen, dass nicht noch mehr Hiobsbotschaften folgen werden und das schlimmste wäre, wenn solche auch noch aus dem Private Banking Sektor folgen würden.

Mit fast hundertprozentiger Sicherheit wird die UBS diese Krise überstehen. Fraglich ist jedoch, welche Lehren sie daraus ziehen wird. Im Risk-Management Bereich und vor allem in der Krisenkommunikation.

Montag, 28. Januar 2008

Speedy Boarding ist kein Speedy Ankoming

"People with speedy boarding are now requested to present their Boardingpass at the counter" sagte die freundliche Frauenstimme am Flughafen Basel diesen Freitag. Yeah right, dachte ich. Wer ist schon so doof und zahlt noch mehr als 10% des Ticketpreises dafür, dass er oder sie als erste ins Flugzeug steigen darf. Niemand

Weit gefehlt. Drei oder vier Personen drängelten sich zwichen den Wartenden der A und B Boading Group durch und hatten das Privileg, sich als erste ins Flugzeug zu begeben. Aber wieso, musste ich mich fragen. Was ist das Bedürfnis, das durch diesen Service gedeckt wird. Bis heute konnte ich die Frage nicht beantworten, vielleicht gelingt es jetzt.

Eines ist klar. Fliegen mit Easyjet ist nervenaufreibend. Da wird mindestens vier Mal gedrängelt. Einmal bei Checkin (kann man glücklicherweise umgehen indem man Online-chechin macht - bei fast astronomischen Gebühren für jedes Gepäckstück so oder so besser, nur Handgepäck mitzunehmen), zweimal beim Anstehen am Gate, einmal vor und einmal nach der Ticketkontrolle und danach im bzw. auf dem Weg zum Flugzeug.

Die damit verbundenen Kosten der Unannehmlicheit zu beziffern fällt mir schwer. Jedoch kaum 18.75 CHF. OK, vielleicht ist das für andere noch mehr Stress, doch mal ehrlich, entgegen dem Bus gibt es im Flugzeug für jeden einen Sitzplatz, da braucht man nicht Angst zu haben. Ich sitze vorzugsweise vorne, und ich habe noch immer ein Platz in den ersten paar Reihen erhalten.

Was für ein Bedürfnis der Menschen wird also dann befriedigt? Das Bedürfnis der erste zu sein? Die versteckte Angst, das Beste sei schon weg, wenn man als 10, 34 oder 78er ins Flugzeug steigt? Auf jeden Fall ist Speedy Boarding ein super Verkaufstrick, ein Marketingtrick der vor allem Kostet und nichts bringt. Wieso Easyjet keine fixen Sitzplätze hat ist mir eh schleierhaft. Wäre dies nämlich nicht so, würde ich viel lieber mit der orangen Fluggesellschaft fliegen. So oder so und egal welcher Sitzplatz, schneller am Ziel ist man ja auf keinen Fall.

Dienstag, 22. Januar 2008

Die Uremotion?

Power, Beauty, Soul. Das sind die drei Worte, welche unter der Werbung für den Aston Martin V8 Vantage Coupe stehen. Zugegeben, aufgefallen sind sie mir nicht. Mein Blick war vom Bild des Kraftpakets gefesselt. Typisches Aston Martin Design (ich muss hier einfach bemerken, dass ich die verschiedenen Sportwagen nicht sehr gut unterscheiden kann) welches sofort Männerherzen höher schlagen lässt.

Power, Beauty, Soul, lese ich erst Minuten später als ich mein Blich von Bild wenden kann. Instinktiv muss ich nicken. Power ist garantiert, Beauty unabstreitbar bei dieser Linienführung und Soul, auch das kann ich bestens nachvollziehen.

So sitze ich da und träume vom eigenen Aston Martin, welchen ich mir nie werde leisten können. Auch die meisten, welche das Heft, das in der S-Bahn lag, je gelesen haben werden sich nie eine solche Maschine kaufen können. Und trotzdem träumt man davon. Ist das der Mythos, welcher solche Brands umgibt? Die Exklusivität? Denn von den frühen Triumphen im Rennsport von Aston Martin wusste ich nichts, als ich zum ersten Mal in Genf am Autosalon von den "sexy Kurven" dieses Designwunders begeistert wurde.

Genügt es also, eine Marke mit Exklusivität zu füllen? Das Bedürfnis der Menschen anzusprechen, sich von den anderen, der Masse abheben zu können. Etwas anderes, besseres zu sein. Ein sehr praktisches Bedürfnis für das Marketing, ein sehr gefährliches Bedürfnis zugleich, bedenkt man dass es auch Rassismus zu Grunde liegt.

Vielleicht ist es mit der Emotionalität der Marken gar nicht so weit her. Denn Luxusmarken, welche allgemein als sehr Emotional betrachtet werden und auch so Werbung machen, haben vor allem die Exklusivität gemeinsam. Gefälschte Uhren werden vor allem deshalb bekämpft, weil sie dem träger des Originals die Exklusivität rauben. Exklusivität als Uremotion der Luxusmarken - kein schlechter Titel für ein Buch.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Mehr ist mehr ist weniger

Schnell, schneller am schnellsten. Das ist die Devise, nach welcher sich die Computerindustrie lange Zeit entwickelt hat. Schnellerer CPUs mit immer mehr Megaherz. Vieles davon war einmal wirklich Performancesteigerung. Zwischen einem 300MHz Prozessor und 1.6 GHz Prozessor liegen Welten. Doch irgendwann ist das Performancewachstum zu gering, als dass es sich lohnt alle zwei Jahre einen neuen Computer zu kaufen.

Ausnahmen bilden natürlich Gamer PCs, welche von den modernen 3D spiele so gefordert werden, dass sich jedes extra MHz positiv auf die Performance auswirkt. Von diesen sei hier einmal abgesehen.

Nicht schneller sondern mehr, war die Devise, mit der sich Windows entwickelt hat. Mehr MHz, mehr RAM, mehr Harddiskspeicher, mehr Grafikspeicher. Auch hier war durchaus viel für die Performancesteigerung nötig. Man erinnere sich daran, dass mehrere Programme ausführen einmal noch eine Utopie war.

In dieser Zeit ging das Bedürfnis von Windwos mit dem Bedürfnis der Computerindustrie, schnellere Computer zu verkaufen, einher. Windows brauchte mehr Ressourcen für bessere Leistung, ein neuer Computer musste her mit schnellerem Prozessor. Schneller ist besser war damals die Marketingstrategie der Chip Hersteller. Eine Strategie, welche die Chipindustrie in eine Sackgasse geführt hat. Beinahe. Erst seit jüngerer Zeit wird auf mehrere Kerne usw. gesetzt.

Mit Windows Vista ist Microsoft der alten Produktestrategie jedoch weiter gefolgt. 1 GB RAM, 40 GB Harddisk, 128 MB Grafikspeicher sind die Anforderungen von Vista Premium. 2 GB RAM sind besser, damit es flüssig läuft und 265 MB Grafikspeicher für höhere Auflösungen. Und was liefert uns Vista dafür neues, besseres? Wenig. Lediglich eine gestaffelte 3D Ansicht der offenen Programmfenstern. Schön anzusehen, aber wenig nötig.

Kein Wunder harzt also der Abverkauf von Windows Vista. Trotz riesigem Marketingaufwand bei Einführung will fast niemand das neue Vista. Stattdessen wurde eine Petition zu Erhaltung von Windows XP ins Leben gerufen. Hat das Marketing versagt?

Nein. Denn wie obiger Artikel zeigt liegt der mangelnde Verkauf vor allem daran, dass niemand die Funktionen braucht, die Angeboten werden. Dies zeigt eindrücklich, dass trotz enormem Marketinggetöse ein Produkt, das keine Bedürfnisse befriedigt, auch nicht nachgefragt wird. Wie also Edgar Faure schon sagte: "Wenn die Werbung keinen Erfolg hat, muss man die Ware ändern."

Microsoft steht also vor der Aufgabe, sich in ihrer Verkaufsstrategie etwas Neues zu überlegen, sich neu auszurichten. Statt mehr netten Funktionen, die mehr Speicher fressen, sollten Sie sich überlegen, eventuell mehr Stabilität, einfachere Bedienung, schnellere Suchfunktionen etc. einzuführen. Oder ganz einfach wieder innovativer sein und weniger von Open Source Software und Apple abzukupfern. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Nachbarn.

Montag, 14. Januar 2008

Moralisches Marketing

Mal ernsthaft. Wie moralisch ist es, für ein Produkt zu werben, welches einem Menschen schaden zufügt. Beispielsweise Zigaretten. Ich könnte mir nicht im Traum vorstellen, für eine Tabakfirma im Marketing zu arbeiten.

Nimmt man sich jedoch Zeit, fällt einem plötzlich ein, dass es ja noch andere Produkte gibt, welche nicht unbedenklich sind. Alkohol zum Beispiel. Beide machen Süchtig und können Menschen schaden. Natürlich kann man sagen, dass jeder Mensch selber entscheiden kann, was er kaufen will und was nicht. Doch es ist ja gerade der Zweck von Marketing Produkte zu Verkaufen, indem man Bedürfnisse schafft.

Und schon bin ich mitten im Moralstrudel. Doch zuerst noch einmal ein Schritt zurück. Alkohol und Zigaretten sind also tabu. Doch bei weiterem überlegen, merkt man, dass sich dazu noch viele weitere Produkte gesellen. Autos. Sind sie moralisch unbedenklich? Schliesslich verschmutzen sie die Luft und werden wohl daran mitverantwortlich sein, dass die Ressource Erdöl irgendwann aufgebraucht ist, sofern die Natur nicht vorher kollabiert. Was unseren Kindeskindern schadet, kann nicht moralisch sein.

Dazu gesellen sich in meinem Kopf unendlich viele weitere Beispiele. Waschmittel, Airlines, Handys, Computer usw. Kaum etwas, welches moralisch nicht Bedenkenlos wäre. Und dann sind die künstlichen Bedürfnisse wie Schönheitscrème, Lipgloss, iPods usw. noch gar nicht dabei. Ja, Marketing verführt uns dazu, Dinge zu kaufen, die wir nicht wollen, die wir nicht brauchen und die sogar schändlich für uns sind.

Bleibt nichts übrig? Nicht ganz. Werbung für FSC Holz ist demzufolge moralisch. Marketing für Sonnenkollektoren. Wie steht's ums Hybridauto? Sicherlich ein Streitfall. Marketing ist also nicht nur schlecht. Denn es informiert uns auch, es klärt auf. Ich bin nicht gegen Marketing, sonst wäre ich Arbeitslos, aber ich bin für eine kritische Hinterfragung von dem was man tut. Im Englischen wird diese oder eine ähnliche Diskussion unter Marketing Ethics geführt. Liebe Marketeers, macht einmal Pause und denkt darüber nach.

Samstag, 12. Januar 2008

Der Bonustrick

Mund zu Mund Werbung ist ja bekanntlich eine der besten Werbungen, welche sich ein Unternehmen erhoffen kann. Der Kunde, welcher ein Produkt weiterempfiehlt, ist denn ja auch mit dem Produkt zufrieden. Ausser er empfielt es seinen Feinden weiter. Der Freund, der das Produkt empfohlen erhält, hat entsprechend auch mehr Vertrauen in die Empfehlung des Freundes als z.B. in die Werbung. Sowei so gut.

Einige Unternehmen haben diesen Mechanismus entdeck und bieten dem Kunden Geld für die Empfehlung an. Eigentlich nichts schlechtes, da dieser Mechanismus Werbekosten spart und dementsprechend die Bezahlung eigentlich nur fair ist.

Verspricht man jedoch seinem bisher bestehenden Kunden eine Prämie für den Neukundengewinn, ist es aus CRM Gründen äusserst wichtig, diese Prämie denn auch zu bezahlen. Zumindest entspricht dies meinem Gerechtigkeitsgefühl.

Ich habe also einem Bekannten vor einigen Monaten digitales Fernsehen von Cablecom empfohlen. Gemäss Website, würde ich 50 CHF auf seiner Rechnung gutgeschrieben erhalten, sobald er 30 Tage Kunde ist. Er musste entsprechend bei seiner Anmeldung mich als Empfehlenden bekanntgeben, was er auch machte. Wie gesagt war dies vor einigen Monaten. Auf meinen Rechnungen ist seither noch nichts passiert.

Dementsprechend rief ich nach einiger Zeit an, und verlangte eine Erklärung, wo denn meine Gutschrift geblieben sei. Als erstes wurde mir weiss gemacht, dass natürlich im Nachhinein nichts mehr ginge, wenn er mich nicht als empfehlenden angegeben hat. Dies wurde mir, damit ich auch wirklich alles verstehe, denn auch mehrmals wiederholt, besten Dank. Nach einigem hin und her, unteranderem wurde ich nach der Kundennummer des Bekannten gefragt - als ob ich diese wissen kann - war dann die Erklärung: "Wissen Sie, der Kunde muss 3 Monate bei uns sein, damit wir Ihnen die Gutschrift überweisen können." Aha, 3 Monate, ich dachte 30 Tage.

Seither habe ich noch keine neue Rechnung erhalten, mal sehen.

Damit jedoch noch nicht genug. Guter Kunde wie ich bin, habe ich auch noch Digital Phone und Hispeed Internet einer Verwandten weiterempfohlen. Sie solle mich dann bei der Anmeldung angeben. Schön wäre natürlich, wenn dies auch noch möglich ist. Denn weder im Online-Formular noch auf dem zugeschickten Vertrag was dies möglich.

Wenn dies also die "Kunden werben Kunden" taktik ist, dass man die versprochenen Beträge nicht gutschreibt oder eine Angabe zur Weiterempfehlung schlicht verunmöglicht, dann muss ich ganz klar sagen: Clever kosten gespart. Doch beim nächsten Umzug werde ich wieder zu Swisscom wechseln, oder wer denn auch immer sonst noch die letzte Meile abdecken wird.