Mittwoch, 9. April 2008

Spread Marketing mittels Mavens

Nach all dem Milliardentrübsal mal etwas ganz anderes. Nokia hat ihr Touchscreen Handy "Tube" vorgestellt. Wobei "vorgestellt" wohl etwas weit gegriffen ist. Auf jedenfall sind erste Fotos erschienen, die das tastenloste Telefon zeigen. Hat nix mit Marketing zu tun, könnte man meinen. Stimmt nicht ganz. Es scheint schon zur Strategie der Technologiekonzerne geworden zu sein, immer Mal wieder spärliche Informationen zu einem lange erwarteten Produkt zu verstreuen, um die die Gerüchteküche anzuheizen.

Dies kann durchaus unfreiwillig geschehen, wie uns das zumindest Apple glaubhaft macht. Alle Produkte werden dort äusserst geheim gehalten. Wohl damit Mr. Jobs sie dann mit grossem Tamtam vorstellen kann und ihm seine Jünger wiedereinmal zu Boden liegen. Auf jedenfall geht Apple so weit, dass sie eine der führenden Gerüchteplattformen schliessen liessen (per Gericht natürlich) um diesen Gerüchten Einhalt zu bieten. Für mich immer noch unverständlich, könnten sie sich doch diese "Gerüchtegier" zum Instrument machen und einigen Bloggern gezielt Informationen zur Verfügung stellen.

Genau diese so genannten "Mavens" macht sich Nokia hingegen zu Nutze, sind sie doch wichtige Markenbotschafter und Schnittstelle zwischen Firma und Gesellschaft. Für Nokia ist einer dieser Mavens der Blogger von Symbian-Freek. Er selbs schreibt zwar in seinem Blog, er wisse nicht genau, ob Nokia die Information absichtlich oder unabslichtlich an der Developer Relations Conference verbreitet hat. Aus Marketingtechnischer sicht war es jedoch wohl eher absichtlich.

Denn diese Mavens sind wichtige Markenbotschafter, stehen sie doch an der Schnittstelle zwischen Unternehmung und Gesellschaft. Schreibt nun also ein Blogger über das Tube, so wird er von anderen Blogs wiederum zitiert und so verbreitet sich die Nachricht bis sie es schliesslich in die Printmedien schafft. Nun sind urplötzlich unzählige Leute über das neue Nokia Tube informiert, ohne dass Nokia auch nur ein Cent für Werbung ausgegeben hat.

Diese Art von Marketing, nennen wir es "Spread-Marketing", ist für die Marketingabteilungen auch andersweitig interessant. Je nach dem wie schnell und wohin sich eine Nachricht verbreitet kann man daraus ablesen, wie bereit die Konsumenten für ein Produkt sind, oder eben nicht. Zudem kann es auch gut sein, dass einige Nokia-Jünger aufgrund der News kein überteuertes iPhone kaufen werden und stattdessen ein nicht providergebundenes Nokia kaufen werden.

Für Spread-Marketing braucht es also 1. ein interessantes Produkt, welches 2. eine hohe Alltagsverwendungsquote aufweisst und 3. schon längere Zeit erwartet wird. 4. ist natürlich ein Maven nötig, welcher einen respektierten Blog schreibt und bereits Erfahrungen mit dem Produkt hat.

Die Risiken sind hingegen sehr überschaubar. Eizelne Details preiszugeben macht das neue Produkt noch nicht gleich kopierbar, wie man das auch beim iPhone gesehen hat. Die richtige Konkurrenz hatte einige Zeit, bis sie auch Produkte mit Touchscreen anbieten konnten. Einzig die Produktkopierer waren sehr schnell. Angesichts dieser Geschwindigkeit muss man sich höchstens fragen, wieso Nokia so lange hatte, um auch ein Touchscreen-Phone einzuführen, aber das ist eine andere Geschichte. Und jetzt: Go and spread...

Dienstag, 1. April 2008

Einmal Subprime, mit Zwiebeln, Abschreibung und scharf, bitte.

Im Februar habe ich bereits unter "Ubs, wo bleibt denn unser Image" über den Imageverlust der UBS und den drohenden Konsequenzen geschrieben. Heute überschlugen sich dann die Schlagzeilen. Weitere 19 Milliarden Abschreibungen bei der UBS wegen den Subprime-Hypotheken und Ospel, welcher endlich den Hut nimmt.

Erstere Botschaft hat mich irgendwie nicht sonderlich überrascht (ausser vielleicht, dass die UBS die einzige Bank ist, welche so grosse Verlsute hinnehmen musste) letztere jedoch schon ein bisschen. Hatte er nicht erst im Februar beteuert, er wolle noch ein Jahr bleiben um die Bank aus dem Schlamassel zu befreien?

Doch dann ging mir ein Licht auf. Imagetechnisch hat die UBS diesmal alles richtig gemacht. Wenn ein VRP schon ein angeschlagenes Image hat und noch weitere Abschreiber drohen, sollte man ihn noch behalten. Denn hätte Ospel bereits im Februar den Hut genommen, wären die 19 Milliarden Abschreibungen sozusagen das Geschenk an den neuen VRP gewesen und hätten dessen Reputation gleich ordentlich in den Dreck gezogen. So aber bleibt der Dreck bei Ospel hängen, der neue kann eine gesäuberte Bank übernehmen und wieder bei Null beginnen.

Natürlich besteht die Chance, dass noch weitere Abschreiber auftauchen, sie stehen jedoch eher gering. Es liegt ein klassischer Fall von "big bath accounting" vor, so nach dem Motto: "Eine grosse Hyobsbotschaft ist besser als 3 kleine." Die Börse hats gedankt und der UBS ein Höhenflug beschehrt. Wir werden sehen, obs ausreicht.