Mittwoch, 16. Januar 2008

Mehr ist mehr ist weniger

Schnell, schneller am schnellsten. Das ist die Devise, nach welcher sich die Computerindustrie lange Zeit entwickelt hat. Schnellerer CPUs mit immer mehr Megaherz. Vieles davon war einmal wirklich Performancesteigerung. Zwischen einem 300MHz Prozessor und 1.6 GHz Prozessor liegen Welten. Doch irgendwann ist das Performancewachstum zu gering, als dass es sich lohnt alle zwei Jahre einen neuen Computer zu kaufen.

Ausnahmen bilden natürlich Gamer PCs, welche von den modernen 3D spiele so gefordert werden, dass sich jedes extra MHz positiv auf die Performance auswirkt. Von diesen sei hier einmal abgesehen.

Nicht schneller sondern mehr, war die Devise, mit der sich Windows entwickelt hat. Mehr MHz, mehr RAM, mehr Harddiskspeicher, mehr Grafikspeicher. Auch hier war durchaus viel für die Performancesteigerung nötig. Man erinnere sich daran, dass mehrere Programme ausführen einmal noch eine Utopie war.

In dieser Zeit ging das Bedürfnis von Windwos mit dem Bedürfnis der Computerindustrie, schnellere Computer zu verkaufen, einher. Windows brauchte mehr Ressourcen für bessere Leistung, ein neuer Computer musste her mit schnellerem Prozessor. Schneller ist besser war damals die Marketingstrategie der Chip Hersteller. Eine Strategie, welche die Chipindustrie in eine Sackgasse geführt hat. Beinahe. Erst seit jüngerer Zeit wird auf mehrere Kerne usw. gesetzt.

Mit Windows Vista ist Microsoft der alten Produktestrategie jedoch weiter gefolgt. 1 GB RAM, 40 GB Harddisk, 128 MB Grafikspeicher sind die Anforderungen von Vista Premium. 2 GB RAM sind besser, damit es flüssig läuft und 265 MB Grafikspeicher für höhere Auflösungen. Und was liefert uns Vista dafür neues, besseres? Wenig. Lediglich eine gestaffelte 3D Ansicht der offenen Programmfenstern. Schön anzusehen, aber wenig nötig.

Kein Wunder harzt also der Abverkauf von Windows Vista. Trotz riesigem Marketingaufwand bei Einführung will fast niemand das neue Vista. Stattdessen wurde eine Petition zu Erhaltung von Windows XP ins Leben gerufen. Hat das Marketing versagt?

Nein. Denn wie obiger Artikel zeigt liegt der mangelnde Verkauf vor allem daran, dass niemand die Funktionen braucht, die Angeboten werden. Dies zeigt eindrücklich, dass trotz enormem Marketinggetöse ein Produkt, das keine Bedürfnisse befriedigt, auch nicht nachgefragt wird. Wie also Edgar Faure schon sagte: "Wenn die Werbung keinen Erfolg hat, muss man die Ware ändern."

Microsoft steht also vor der Aufgabe, sich in ihrer Verkaufsstrategie etwas Neues zu überlegen, sich neu auszurichten. Statt mehr netten Funktionen, die mehr Speicher fressen, sollten Sie sich überlegen, eventuell mehr Stabilität, einfachere Bedienung, schnellere Suchfunktionen etc. einzuführen. Oder ganz einfach wieder innovativer sein und weniger von Open Source Software und Apple abzukupfern. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Nachbarn.

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