Montag, 28. Januar 2008

Speedy Boarding ist kein Speedy Ankoming

"People with speedy boarding are now requested to present their Boardingpass at the counter" sagte die freundliche Frauenstimme am Flughafen Basel diesen Freitag. Yeah right, dachte ich. Wer ist schon so doof und zahlt noch mehr als 10% des Ticketpreises dafür, dass er oder sie als erste ins Flugzeug steigen darf. Niemand

Weit gefehlt. Drei oder vier Personen drängelten sich zwichen den Wartenden der A und B Boading Group durch und hatten das Privileg, sich als erste ins Flugzeug zu begeben. Aber wieso, musste ich mich fragen. Was ist das Bedürfnis, das durch diesen Service gedeckt wird. Bis heute konnte ich die Frage nicht beantworten, vielleicht gelingt es jetzt.

Eines ist klar. Fliegen mit Easyjet ist nervenaufreibend. Da wird mindestens vier Mal gedrängelt. Einmal bei Checkin (kann man glücklicherweise umgehen indem man Online-chechin macht - bei fast astronomischen Gebühren für jedes Gepäckstück so oder so besser, nur Handgepäck mitzunehmen), zweimal beim Anstehen am Gate, einmal vor und einmal nach der Ticketkontrolle und danach im bzw. auf dem Weg zum Flugzeug.

Die damit verbundenen Kosten der Unannehmlicheit zu beziffern fällt mir schwer. Jedoch kaum 18.75 CHF. OK, vielleicht ist das für andere noch mehr Stress, doch mal ehrlich, entgegen dem Bus gibt es im Flugzeug für jeden einen Sitzplatz, da braucht man nicht Angst zu haben. Ich sitze vorzugsweise vorne, und ich habe noch immer ein Platz in den ersten paar Reihen erhalten.

Was für ein Bedürfnis der Menschen wird also dann befriedigt? Das Bedürfnis der erste zu sein? Die versteckte Angst, das Beste sei schon weg, wenn man als 10, 34 oder 78er ins Flugzeug steigt? Auf jeden Fall ist Speedy Boarding ein super Verkaufstrick, ein Marketingtrick der vor allem Kostet und nichts bringt. Wieso Easyjet keine fixen Sitzplätze hat ist mir eh schleierhaft. Wäre dies nämlich nicht so, würde ich viel lieber mit der orangen Fluggesellschaft fliegen. So oder so und egal welcher Sitzplatz, schneller am Ziel ist man ja auf keinen Fall.

Dienstag, 22. Januar 2008

Die Uremotion?

Power, Beauty, Soul. Das sind die drei Worte, welche unter der Werbung für den Aston Martin V8 Vantage Coupe stehen. Zugegeben, aufgefallen sind sie mir nicht. Mein Blick war vom Bild des Kraftpakets gefesselt. Typisches Aston Martin Design (ich muss hier einfach bemerken, dass ich die verschiedenen Sportwagen nicht sehr gut unterscheiden kann) welches sofort Männerherzen höher schlagen lässt.

Power, Beauty, Soul, lese ich erst Minuten später als ich mein Blich von Bild wenden kann. Instinktiv muss ich nicken. Power ist garantiert, Beauty unabstreitbar bei dieser Linienführung und Soul, auch das kann ich bestens nachvollziehen.

So sitze ich da und träume vom eigenen Aston Martin, welchen ich mir nie werde leisten können. Auch die meisten, welche das Heft, das in der S-Bahn lag, je gelesen haben werden sich nie eine solche Maschine kaufen können. Und trotzdem träumt man davon. Ist das der Mythos, welcher solche Brands umgibt? Die Exklusivität? Denn von den frühen Triumphen im Rennsport von Aston Martin wusste ich nichts, als ich zum ersten Mal in Genf am Autosalon von den "sexy Kurven" dieses Designwunders begeistert wurde.

Genügt es also, eine Marke mit Exklusivität zu füllen? Das Bedürfnis der Menschen anzusprechen, sich von den anderen, der Masse abheben zu können. Etwas anderes, besseres zu sein. Ein sehr praktisches Bedürfnis für das Marketing, ein sehr gefährliches Bedürfnis zugleich, bedenkt man dass es auch Rassismus zu Grunde liegt.

Vielleicht ist es mit der Emotionalität der Marken gar nicht so weit her. Denn Luxusmarken, welche allgemein als sehr Emotional betrachtet werden und auch so Werbung machen, haben vor allem die Exklusivität gemeinsam. Gefälschte Uhren werden vor allem deshalb bekämpft, weil sie dem träger des Originals die Exklusivität rauben. Exklusivität als Uremotion der Luxusmarken - kein schlechter Titel für ein Buch.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Mehr ist mehr ist weniger

Schnell, schneller am schnellsten. Das ist die Devise, nach welcher sich die Computerindustrie lange Zeit entwickelt hat. Schnellerer CPUs mit immer mehr Megaherz. Vieles davon war einmal wirklich Performancesteigerung. Zwischen einem 300MHz Prozessor und 1.6 GHz Prozessor liegen Welten. Doch irgendwann ist das Performancewachstum zu gering, als dass es sich lohnt alle zwei Jahre einen neuen Computer zu kaufen.

Ausnahmen bilden natürlich Gamer PCs, welche von den modernen 3D spiele so gefordert werden, dass sich jedes extra MHz positiv auf die Performance auswirkt. Von diesen sei hier einmal abgesehen.

Nicht schneller sondern mehr, war die Devise, mit der sich Windows entwickelt hat. Mehr MHz, mehr RAM, mehr Harddiskspeicher, mehr Grafikspeicher. Auch hier war durchaus viel für die Performancesteigerung nötig. Man erinnere sich daran, dass mehrere Programme ausführen einmal noch eine Utopie war.

In dieser Zeit ging das Bedürfnis von Windwos mit dem Bedürfnis der Computerindustrie, schnellere Computer zu verkaufen, einher. Windows brauchte mehr Ressourcen für bessere Leistung, ein neuer Computer musste her mit schnellerem Prozessor. Schneller ist besser war damals die Marketingstrategie der Chip Hersteller. Eine Strategie, welche die Chipindustrie in eine Sackgasse geführt hat. Beinahe. Erst seit jüngerer Zeit wird auf mehrere Kerne usw. gesetzt.

Mit Windows Vista ist Microsoft der alten Produktestrategie jedoch weiter gefolgt. 1 GB RAM, 40 GB Harddisk, 128 MB Grafikspeicher sind die Anforderungen von Vista Premium. 2 GB RAM sind besser, damit es flüssig läuft und 265 MB Grafikspeicher für höhere Auflösungen. Und was liefert uns Vista dafür neues, besseres? Wenig. Lediglich eine gestaffelte 3D Ansicht der offenen Programmfenstern. Schön anzusehen, aber wenig nötig.

Kein Wunder harzt also der Abverkauf von Windows Vista. Trotz riesigem Marketingaufwand bei Einführung will fast niemand das neue Vista. Stattdessen wurde eine Petition zu Erhaltung von Windows XP ins Leben gerufen. Hat das Marketing versagt?

Nein. Denn wie obiger Artikel zeigt liegt der mangelnde Verkauf vor allem daran, dass niemand die Funktionen braucht, die Angeboten werden. Dies zeigt eindrücklich, dass trotz enormem Marketinggetöse ein Produkt, das keine Bedürfnisse befriedigt, auch nicht nachgefragt wird. Wie also Edgar Faure schon sagte: "Wenn die Werbung keinen Erfolg hat, muss man die Ware ändern."

Microsoft steht also vor der Aufgabe, sich in ihrer Verkaufsstrategie etwas Neues zu überlegen, sich neu auszurichten. Statt mehr netten Funktionen, die mehr Speicher fressen, sollten Sie sich überlegen, eventuell mehr Stabilität, einfachere Bedienung, schnellere Suchfunktionen etc. einzuführen. Oder ganz einfach wieder innovativer sein und weniger von Open Source Software und Apple abzukupfern. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Nachbarn.

Montag, 14. Januar 2008

Moralisches Marketing

Mal ernsthaft. Wie moralisch ist es, für ein Produkt zu werben, welches einem Menschen schaden zufügt. Beispielsweise Zigaretten. Ich könnte mir nicht im Traum vorstellen, für eine Tabakfirma im Marketing zu arbeiten.

Nimmt man sich jedoch Zeit, fällt einem plötzlich ein, dass es ja noch andere Produkte gibt, welche nicht unbedenklich sind. Alkohol zum Beispiel. Beide machen Süchtig und können Menschen schaden. Natürlich kann man sagen, dass jeder Mensch selber entscheiden kann, was er kaufen will und was nicht. Doch es ist ja gerade der Zweck von Marketing Produkte zu Verkaufen, indem man Bedürfnisse schafft.

Und schon bin ich mitten im Moralstrudel. Doch zuerst noch einmal ein Schritt zurück. Alkohol und Zigaretten sind also tabu. Doch bei weiterem überlegen, merkt man, dass sich dazu noch viele weitere Produkte gesellen. Autos. Sind sie moralisch unbedenklich? Schliesslich verschmutzen sie die Luft und werden wohl daran mitverantwortlich sein, dass die Ressource Erdöl irgendwann aufgebraucht ist, sofern die Natur nicht vorher kollabiert. Was unseren Kindeskindern schadet, kann nicht moralisch sein.

Dazu gesellen sich in meinem Kopf unendlich viele weitere Beispiele. Waschmittel, Airlines, Handys, Computer usw. Kaum etwas, welches moralisch nicht Bedenkenlos wäre. Und dann sind die künstlichen Bedürfnisse wie Schönheitscrème, Lipgloss, iPods usw. noch gar nicht dabei. Ja, Marketing verführt uns dazu, Dinge zu kaufen, die wir nicht wollen, die wir nicht brauchen und die sogar schändlich für uns sind.

Bleibt nichts übrig? Nicht ganz. Werbung für FSC Holz ist demzufolge moralisch. Marketing für Sonnenkollektoren. Wie steht's ums Hybridauto? Sicherlich ein Streitfall. Marketing ist also nicht nur schlecht. Denn es informiert uns auch, es klärt auf. Ich bin nicht gegen Marketing, sonst wäre ich Arbeitslos, aber ich bin für eine kritische Hinterfragung von dem was man tut. Im Englischen wird diese oder eine ähnliche Diskussion unter Marketing Ethics geführt. Liebe Marketeers, macht einmal Pause und denkt darüber nach.

Samstag, 12. Januar 2008

Der Bonustrick

Mund zu Mund Werbung ist ja bekanntlich eine der besten Werbungen, welche sich ein Unternehmen erhoffen kann. Der Kunde, welcher ein Produkt weiterempfiehlt, ist denn ja auch mit dem Produkt zufrieden. Ausser er empfielt es seinen Feinden weiter. Der Freund, der das Produkt empfohlen erhält, hat entsprechend auch mehr Vertrauen in die Empfehlung des Freundes als z.B. in die Werbung. Sowei so gut.

Einige Unternehmen haben diesen Mechanismus entdeck und bieten dem Kunden Geld für die Empfehlung an. Eigentlich nichts schlechtes, da dieser Mechanismus Werbekosten spart und dementsprechend die Bezahlung eigentlich nur fair ist.

Verspricht man jedoch seinem bisher bestehenden Kunden eine Prämie für den Neukundengewinn, ist es aus CRM Gründen äusserst wichtig, diese Prämie denn auch zu bezahlen. Zumindest entspricht dies meinem Gerechtigkeitsgefühl.

Ich habe also einem Bekannten vor einigen Monaten digitales Fernsehen von Cablecom empfohlen. Gemäss Website, würde ich 50 CHF auf seiner Rechnung gutgeschrieben erhalten, sobald er 30 Tage Kunde ist. Er musste entsprechend bei seiner Anmeldung mich als Empfehlenden bekanntgeben, was er auch machte. Wie gesagt war dies vor einigen Monaten. Auf meinen Rechnungen ist seither noch nichts passiert.

Dementsprechend rief ich nach einiger Zeit an, und verlangte eine Erklärung, wo denn meine Gutschrift geblieben sei. Als erstes wurde mir weiss gemacht, dass natürlich im Nachhinein nichts mehr ginge, wenn er mich nicht als empfehlenden angegeben hat. Dies wurde mir, damit ich auch wirklich alles verstehe, denn auch mehrmals wiederholt, besten Dank. Nach einigem hin und her, unteranderem wurde ich nach der Kundennummer des Bekannten gefragt - als ob ich diese wissen kann - war dann die Erklärung: "Wissen Sie, der Kunde muss 3 Monate bei uns sein, damit wir Ihnen die Gutschrift überweisen können." Aha, 3 Monate, ich dachte 30 Tage.

Seither habe ich noch keine neue Rechnung erhalten, mal sehen.

Damit jedoch noch nicht genug. Guter Kunde wie ich bin, habe ich auch noch Digital Phone und Hispeed Internet einer Verwandten weiterempfohlen. Sie solle mich dann bei der Anmeldung angeben. Schön wäre natürlich, wenn dies auch noch möglich ist. Denn weder im Online-Formular noch auf dem zugeschickten Vertrag was dies möglich.

Wenn dies also die "Kunden werben Kunden" taktik ist, dass man die versprochenen Beträge nicht gutschreibt oder eine Angabe zur Weiterempfehlung schlicht verunmöglicht, dann muss ich ganz klar sagen: Clever kosten gespart. Doch beim nächsten Umzug werde ich wieder zu Swisscom wechseln, oder wer denn auch immer sonst noch die letzte Meile abdecken wird.